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Professionelle Finanzmodelle – „Best Practice Modelling“-Grundsätze

Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen im Finanzwesen, gibt es für das Financial Modelling keine Regularien und es fehlt an generellen Vorgaben und Richtlinien. Für die oft komplexen, individuellen, mit Excel entwickelten Finanzmodelle bedeutet dies ein erhöhtes Modellrisiko. Bedenkt man, welche großen Investitions- und Kreditentscheidungen oft von den Modellergebnissen abhängen, wundert es schon, dass die Mehrzahl der Modellersteller immer noch ohne klar definierte Standards bezüglich Struktur, Format, Methodik und Qualität arbeiten. Dieser Beitrag zeigt ihnen Lösungsmöglichkeiten.

Fehlen in Unternehmen bei der Erstellung von komplexen Finanzmodellen eine einheitliche Methodologie sowie Standards und Vorlagen, liegt darin ein erhöhtes Modellrisiko. Dies kann bedeuten, dass:

  1. Modellfehler zu falschen Investitionsentscheidungen führen.
  2. Die Entwicklung, Aktualisierung und ggf. ein Auditing von Modellen mit hohen Kosten verbunden ist.
  3. Modelle häufig an eine Person (i.d.R. den „Entwickler“) gekoppelt sind und hohe Abhängigkeiten bestehen.
  4. Durch Inkonsistenzen, Fehler und Problemen bei der Nutzung wird viel Zeit verschwendet wird, was zu Frustrationen bei Mitarbeitern aber auch bei den Empfängern der Modelle (z.B. Geschäftspartner) führt.

Genug Gründe also, um in Unternehmen und bei der individuellen Entwicklung Excel-basierter Cashflow- und Finanzmodelle einheitliche, praxisorientierte „Best Practice Modelling“-Grundsätze zu etablieren.

Die „Best Practice Modelling“-Grundsätze

Die drei fundamentalen Grundprinzipien im Rahmen des Financial Modelling sind:

  1. Konsistenz, Transparenz und Verständlichkeit
  2. Höchstmaß an Flexibilität
  3. Aussagekräftige Präsentation

Das mag zunächst banal klingen, soll aber in diesem Beitrag mit Leben gefüllt werden. Die hier gezeigten Screenshots entstammen der finalen Excel-Datei des in den Video Tutorials erstellten Beispielprojektes. Zur Veranschaulichung der „Best Practice Modelling“-Prinzipien enthält die Datei in den einzelnen Blättern zahlreiche Hinweise und Erläuterungen in Form von farbigen „Sprechblasen“.

Konsistenz, Transparenz und Verständlichkeit

Ziel: Ein Finanzmodell sollte klar und logisch aufgebaut sowie einfach zu verstehen sein. Updates, Änderungen und Benutzung sind effektiv und effizient bei geringem Modellrisiko.

Empfehlungen:

  • Übersichtliche „Benutzeroberfläche“ => Trennung von Annahmen/Eingaben, Berechnungen und Ergebnisblättern (farblich unterscheiden)
  • Möglichst kurze und prägnante Formeln:

– Keine langen verschachtelten WENN, DANN Verknüpfungen, sondern Flags nutzen
– Eine Formel pro Zeile (Einfachheit, Kopierbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Audit)
– Keine Doppelberechnungen, sondern einfach Verlinkung auf vorherige Berechnung
– Keine Links auf Links ( „Daisy Chains“), immer zur Inputzelle verknüpfen

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  • Annahmen auf Berechnungsblättern von Inputblatt verlinken (Off-Sheet Referenz) => Nachvollziehbarkeit, kein Blattwechsel nötig, einfache Prüfung (F2) möglich
  • Plausibilisierung von Ein- und Ausgabedaten: Kontrollberechnungen und -zellen; Fehlerreduktion durch „Datenüberprüfung“
  • Nutzung von Bilanzkonten zur Übersicht u. Kontrollzwecken (insb. bei Krediten, Steuern, Working Capital und Lagerbeständen

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  • Keine Zirkelverweise
  • Einsatz von Makros minimieren (bei Gebrauch gut dokumentieren)

Flexibilität

Ziel: In einem flexiblen Modell können auch umfangreiche Änderungen oder Szenarien schnell und zuverlässig umgesetzt werden. Anpassungen, Ergänzungen und neue Szenarien erfordern keine umfangreichen strukturellen Änderungen.

Empfehlungen:

  • Sensitivitätsanalysen und Szenarios mit einem eigenen, separaten Szenario Manager berechnen => Dabei spezielle Anpassungszellen nutzen, um Ausgangsszenario (Base Case) beibehalten zu können
  • Dynamische, leicht anpassbare Zeitskala nutzen => Einfache Anpassungen z.B. bei Verschiebungen, Verzögerungen möglich

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  • Leere Reservezeilen bereits bei Modellentwicklung berücksichtigen => Mehraufwand minimal, aber später schnelle Erweiterung/Ergänzung möglich => Andernfalls sind umfangreiche, strukturelle Änderungen auf mehreren Blättern nötig (hoher Aufwand und Fehleranfälligkeit im Nachhinein)
  • Keine Konstanten direkt in die Formel, z.B. bei Umsatzberechnungen (bei Konstanten stattdessen Namen nutzen)

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Präsentation

Ziel: Ein aussagekräftiger und einheitlicher Präsentationsstil innerhalb von Finanzmodellen erleichtert die Nutzung und Navigation sowie die Interpretation und Kommunikation von Ergebnissen. Professionelle Präsentation verstärkt das Modellvertrauen und unterstützt eine intuitive Nutzung des Modells.

Empfehlungen:

  • Verwendung von speziellen, individuellen Formatvorlagen (Vorteile: Zeitersparnis bei Modellentwicklung, einheitliches, konsistentes Aussehen, anpassbar an gewünschtes Corporate Design (auch im Nachhinein)
  • Eingabezellen schnell identifizierbar, da einheitlich formatiert
  • Für jede Zeile bzw. jeden Eingabewert die verwendete Einheit klar definieren (insb. EUR vs. TEUR, pro Monat vs. pro Periode, kWh vs. MWh etc.).
  • Nachvollziehbare und eindeutige Zellbeschriftungen nutzen.
  • Aussagekräftige Benennung/Beschriftung der einzelnen Unterabschnitte auf jedem Blatt. Zusammengehörige Zeilen in Tabellenblättern zur besseren Übersicht gruppieren.
  • Bedingte Formatierungen verwenden (z.B. Flags, Schalter, Fehlermeldungen)

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  • Alle Tabellenblätter eindeutig benennen, in sinnvoller Reihenfolge und mit Farbkodierung
  • Integritätsprüfungen (Kontrollsummen u. -schalter) verwenden (z.B. Mittelverwendung = Mittelherkunft; Aktiva = Passiva; Cash nie < 0 etc.)
  • Durchgängige Verwendung von Zeilensummen
  • Verwendung der Funktion „Fenster teilen“ bzw. „Fenster fixieren“, damit Zeitachse und Zeilenbeschriftungen auch bei Navigation durch die Blätter stets sichtbar bleiben
  • Unterstützende Darstellung der wesentlichen Ergebnisse durch aussagekräftige Grafiken

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